Startseite » Wintertagung 2008
Im Mittelpunkt der Tagung stehen globale Entwicklungen sowie das auf und ab der internationalen Agrarmärkte und deren Auswirkungen auf die Politik in Österreich und Europa. Thema ist auch die Entwicklung von Preisen und Mengen. Wie werden sich die Agrarmärkte in Zukunft weiter entwickeln und wie passen sich die Betriebe und Politik darauf an? All diese Themen werden bei der Wintertagung 2008 im Detail besprochen. Die Tagung gehört zu den traditionsreichsten Informationsveranstaltungen im Sektor der Agrarwirtschaft. Ausgetragen wir die Wintertagung in drei verschiedenen Bundesländern, Wien, Niederösterreich und in der Steiermark.
Hauptthemen der einzelnen Veranstaltungstage sind Agrarpolitik, Ackerbau, Forstwirtschaft, Schweinproduktion, Geflügelproduktion sowie Grünland- und Viehwirtschaft.
Landesrat DI Josef Plank ist davon überzeugt, dass das Ökosoziale Forum Österreich mit der Wintertagung einen außergewöhnlichen Rahmen für intensive Diskussionen zu Themen der Agrarpolitik sowie Produktion schafft. Ein wichtiges Thema ist die Erzeugung von Biotreibstoff. Der Klimawandel schreitet voran daher ist ein Umdenken unumgänglich. Bei der Umstellung muss man auf eine nachhaltige Produktion achten. Flächen für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energie stehen bereit und würden auch eine Vielzahl von neuen Arbeitsplätzen schaffen.
Auch Agrarmärkte sind von der Globalisierung betroffen und haben so mit massiven Preisschwankungen zu kämpfen. Einfluss auf die Entwicklung in Österreich haben zum Beispiel Ernteprognosen in Australien sowie die Nachfragesituation in China oder die Spekulation auf den Finanzmärkten. Natürlich erhöht sich das Risiko für den heimischen Agrarmarkt durch die dichte Verknüpfung mit dem internationalen Markt. Franz Fischer appelliert mit Nachdruck an den Bund sowie die Europäische Union Maßnahmen zu ergreifen damit nicht die Bauern alleine das volle Risiko tragen müssen. Die Landwirte müssen wenigstens teilweise von drohenden Naturkatastrophen, Klimaschäden, Ernteausfällen oder Markt Zusammenbrüchen geschützt werden. Der “Private-Public-Partnership” plan sieht solche Regelungen vor. Die Aufteilung der Kosten der Risikoversicherung sollten so aufgeteilt sein. Der Staat, Brüssel sowie die Landwirte selbst sollten sich somit die Kosten teilen.
Schon seit 2000 wird jedes Jahr mehr Getreide verbraucht als produziert werden kann. Der Grund dafür liegt in der erhöhten Nachfrage an hochwertigen tierischen Produkten sowie die anwachsende Weltbevölkerung und natürlich die vermehrte Erzeugung von Treibstoffen aus agrarischen Rohstoffen. Der Großteil der Experten ist sich einig – dieser Trend wird sich fortsetzen. Die Agrarpreise werden steigen, jedoch immer noch sehr unberechenbar bleiben. Profitieren werden Ackerbauern, Betriebe welche sich auf Viehhaltung spezialisiert haben, werden es schwerer haben, da die Preise für Futtermittel in Zukunft steigen. Daher ist es entscheidend ein verbessertes Risikomanagement ins Leben zu rufen. Absehbar ist, dass die Energiekomponente wichtiger wird, jedoch die Produktion von Nahrungs- bzw Futtermittel immer noch den Schwerpunkt der Produktion ausmacht.
Franz Fischer sieht eine Zukunft in der Produktion von Biomasse, welche zu der Gruppe der erneuerbaren Energien gehört, ohne die Verdrängung der Lebensmittelproduktion. Im speziellen für Energie und technische Zwecke. Wichtig sind natürlich definierte Standards sowie eine intensive Forschung um Biomasse gezielt und flächendeckend einsetzen zu können. Es zeichnet sich ab, dass die Landwirtschaft nicht nur ein hohes Kapital voraussetzt sondern auch Know How in vielen Bereichen vorhanden sein muss.
Auch schon im Jahr 2007 war die Globalisierung ein großes Thema. Dabei ging es um die Auswirkungen dieser auf die Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Volkswirtschaft. Der Begriff Globalisierung an sich bezeichnet den Zuwachs von internationalen Verflechtungen zwischen Gesellschaften und Staaten in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel der Wirtschaft, Umwelt oder Kommunikation. Immer wieder kommt es zu Globalisierungswellen, jedoch umfasst die derzeitige mehr Sachgebiete und Länder als je zuvor.
Das Idealziel einer fairen und symmetrischen Globalisierung ist der Anstieg der Pro-Kopf-Einkommen in reichen sowie in armen Ländern. So soll sich der Abstand zwischen den Ländern stetig verringern. Dies umfasst Bereiche wie Ausbildung, das Rechtssystem oder die Innovationskraft und natürlich das Pro-Kopf-Einkommen.
Ländern wie China und Indien haben es vorgemacht. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Ihnen gegenüber steht Afrika – ein Negativbeispiel. Jedoch ist auch eine ungleiche Verteilung in den genannten Ländern zu erkennen. Diese korreliert meist mit der verfügbaren Infrastruktur sowie wie der Bildung.
Am Klagen sind oft beide Seiten der Medaille. Die reichen Länder beschweren sich über die Konkurrenz aus dem Ausland, welche mit niedrigen Löhnen und Kinderarbeit zu Werke gehen. Die armen Länder hingegen beklagen die Dominanz ausländischer Firmen sowie deren Interesse an schnellen Profiten. Für die Realisierung der Vorteile der Globalisierung muss diese mit einer zielstrebigen Wirtschaftspolitik unterstützt werden.
Europa stellt mit Sicherheit keinen Verlierer der Globalisierung dar. So ist der Außenhandel mit Waren ausgeglichen und mit industrienahen Dienstleistungen wird sogar ein Überschuss erwirtschaftet. Exportiert werden nach China und Indien in der Regel nur Güter, welche in Westeuropa nicht mehr hergestellt werden. Außerdem kommt es kaum zu Verlagerungen von Europa nach China oder Indien. Der Globalisierungsgewinn geht in den letzten Jahren jedoch zurück. Dies liegt zum einen am geringen technischen Fortschritt sowie am hohen Anteil von arbeitsintensiver Industrien sowie Dienstleistungen im speziellen im Gegensatz zu den USA. Das größte Problem Europas ist jedoch das zurückbleiben bei Zukunftsausgaben zurückhaltendes gesamtwirtschaftliches Management sowie eine schwache Gründungsdynamik. Für die Entwicklungsländer bedeutet die Globalisierung eine Verbesserung des Schulsystems, ausbauen der Infrastruktur sowie des Kreditsystems. Genauso wichtig für diese Länder ist eine Verbesserung der sozialen und ökologischen Standards.
Die Weltbevölkerung sowie die Lebenserwartung in Schwellenländern steigt. Eine Prognose der Vereinten Nationen geht davon aus, dass spätestens 2025 acht Milliarden Menschen auf der Welt leben. Somit wächst der Bedarf an Lebensmittel und es wird sogar von einer Knappheit dieser gesprochen. Die Preise der Lebensmittel steigen jetzt schon rasant an. Agrarinvestments werden als vergleichsweise sichere Anlage angesehen. Dies ergibt sich einerseits aus der steigenden Weltbevölkerung und andererseits daraus, dass die Ackerbauflächen aufgrund der Verstädterung immer weniger werden. Außerdem herrscht eine Überalterung im Landwirtschaftssektor. Die Welternährungsorganisation FAO spricht davon, dass die Nachfrage nach Getreide steigt, das tatsächliche Angebot jedoch sinkt. Solche und noch weitere Aussagen wecken natürlich das Interesse von Spekulanten. An den Börsen wird fest investiert. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Absicherungsgeschäfte für die Landwirtschaft gegen Preisrisiken durch Unwetter oder Ernteausfällen. Laut Medienberichten haben Investoren Lebensmittel in großen Mengen gesammelt um von einer Preisveränderung zu profitieren. In Folge dessen kommt es auch oft zu einer Kursveränderung der Währung im jeweiligen Land, wodurch Investoren am Forex Markt gleich doppelt Gewinn erwirtschaften. Dies ist leicht vorstellbar, da in ärmeren Ländern Familien bis zu 80% ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen.
Jedoch stellt nicht nur die Spekulation ein Problem für die Preissteigerung dar. Ebenso Einfluss darauf haben zum Beispiel Ernteausfälle und damit einhergehende gedrosselte Exporte. Außerdem führt der steigende Ölpreis zu einer erhöhten Nachfrage nach Ethanol und weiterführend auch nach Mais. Nicht zuletzt entstehen auch Preisveränderungen durch die anderen Essgewohnheiten in den Schwellenländern durch die Industrialisierung.
Im Jahr 2000 hat die Rohstoffterminbörse den Markt für Investoren geöffnet. Das Kapital hat sich laut Foodwatch von 15 Milliarden auf 600 Milliarden erhöht. Außerdem haben sich die Lebensmittelpreise in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Anhand dieser Zahlen wird schnell klar, wie viel Geld in diesem Sektor im Umlauf ist.
Die Auswirkungen der “nahen Globalisierung” auf Österreich durch den Beitritt mittel- und osteuropäischer Länder, die zunehmende Verknüpfung mit Balkanländern sowie der Ukraine, Türkei und Weißrussland haben folgende Auswirkungen:
Universitäten müssen sich heute einem ganz anderen Anforderungsniveau stellen, so müssen Universitäten um wettbewerbs resistent zu sein viele Facetten besitzen. Neben dem Spezialwissen spielen heutzutage soziale und ökonomische Fragen auch eine entscheidende Rolle. Infolgedessen hat sich die BOKU Umstrukturiert und eine Fokussierung auf sechs Kompetenzfelder vorgenommen.
Klar ist das eine Integrierung der Agrarökonomie in die Forschungs- und Ausbildungsaktivität dringend notwendig ist. Die Nachfrage von Wirtschaft, Gesellschaft und Bauern muss abgedeckt werden und dies kann nur mit einer verstärkten Kommunikation zwischen den vereinzelten Bereichen realisiert werden. Dabei ist das Forschungsmarketing gefragt da die Kundgebung sowie die Ausführung von Forschungsergebnissen sicher noch verbessert werden kann.
In den USA findet eine Zusammenarbeit mit sogenannte Spin-off-Betriebe schon statt, die Zusammenarbeit mit Industriebetrieben suchen. In Österreich ist dies noch nicht absehbar. Die BOKU ist in diesem Bereich noch am innovativsten sollte dieses Engagement jedoch noch international verstärken.
Fragen, wie zum Beispiel eine veraltete Pension aus den zwanziger Jahren zu einem Insidertipp für den Sommerurlaub geworden ist oder wieso ein Essen in 1.200 Meter Seehöhe beim Bauern ein Haubenerlebnis sein kann, werden bei der Tagung beleuchtet. Wie kann ein Hotel gleichzeitig zum Markenzeichen und zur Designikone werden? Wann fühlt sich ein Gast vom Personal beseelt bedient?
Menschen stellen bei der Tagung ihre Ökosozialen Visionen vor und beschreiben ihre nachhaltigen sowie finanziell erfolgreichen Tourismusangebote. Es werden Modelle für die Entwicklung des Tourismus in Österreich besprochen und entworfen. Ökologische Aspekte alleine reichen im Tourismus nicht mehr aus. Entscheidend sind Investitionen und Marketing da diese Branche mit einem sehr hohen Kapitaleinsatz verbunden ist. Ziel der Tagung ist es alternativen zum Mainstream zu finden und aufzuzeigen, dass Ökologie und Ökonomie keinen Widerspruch darstellen.